Lockdown zeigt deutlich Lücken in der digitalen Bildung auf

Aktuell heißt es für alle Schüler, die nicht durch den Notbetreuungsplan in den Schulen aufgenommen werden: wieder lernen von zu Hause aus. Wie schon im Frühjahr werden viele Bildungseinrichtungen ihren Lernstoff auf digitalem Weg vermitteln. Doch das wird sich, wie schon einige Monate zuvor, längst nicht überall reibungslos gestalten und organisieren lassen. Nicht alle Lehrbeauftragten finden sich in der digitalen Welt gleichermaßen zurecht und können ihren Unterricht ohne Weiteres ins Netz verlegen. Nicht alle Kinder haben einen Laptop zu Hause, an dem sie Unterrichtsstunden per Video beiwohnen können. Nicht einmal ein ausreichender Internetzugang ist überall gewährleistet.

Verena Pausder, Expertin für Digitale Bildung, erklärt in einem Interview mit dem „hr-iNFO“, dass sich nach dem ersten Lockdown im Frühjahr einiges an deutschen Schulen getan hätte. Hervorzuheben sei dabei insbesondere die Infrastruktur in Form von schnellerem Internet an den Schulen. Auch hätten mehr Lehrer mittlerweile Laptops und dienstliche Mailadressen. Doch insgesamt vergibt die Gründerin von „Fox & Sheep“ und den „HABA Digitalwerkstätten“ für die Konzepte der Digitalisierung nur eine 4 minus. „Es ist ja jetzt nicht per se besserer Unterricht, weil in jedem Klassenraum Tablets liegen. Sondern wir müssen die Lehrpläne entrümpeln, damit wir überhaupt Platz haben für neue Formen des Unterrichts: mehr Kreativität, mehr projektübergreifende Sachen.“

Auch ein Bericht der „Tagesschau“ attestiert Deutschlands Schulen noch viel Nachholbedarf in Sachen Digitalisierung. In diesem Jahr zeigte sich besonders deutlich, dass es weder „flächendeckend Geräte für digitalen Unterricht, noch ausgereifte Lernplattformen oder pädagogische Konzepte“ gab.

Wichtig ist nach Meinung von Pausder, dass Lehrerinnen und Lehrer entsprechend ausgebildet werden. Nicht nur für die Kinder selbst sei das Thema Digitale Bildung wichtig, auch Deutschland profitiere schließlich davon. Daher gelte es, die digitale Welt nicht immer zu verteufeln, sondern zu schauen, „was wir mit ihr alles kreieren können. Denn das werden im Zweifel die Sachen sein, die wir morgen und übermorgen anwenden können.“

Der Bildungsforscher Michael Kerres erklärt in einem Interview mit der „Tagesschau“: „Es gibt das grundlegende Problem in Deutschland, dass wir digitale Medien in der Bildung auffallend wenig nutzen. Im internationalen Vergleich mit anderen Industrienationen dürften wir da ein Schlusslicht sein.“ Es gebe viele Bedenken und keine große Offenheit dafür, digitale Medien im Unterricht zu erproben. Dies verlangsame den Prozess. Dass das Thema Digitalisierung an Schulen durch die Corona-Pandemie jetzt noch einmal deutlich Rückenwind bekommt, begrüßt der Professor für Mediendidaktik. Doch auch wenn Bund und Länder schon einiges Geld in die Hand genommen haben und wegen der Corona-Krise noch einmal nachlegten: viel Geld helfe nicht automatisch. Stattdessen fordert Kerres an den Strukturen zu arbeiten, wie Entwicklung und Veränderung im digitalen Zeitalter funktionieren und plädiert in diesem Zuge für ein „dezentral strukturiertes und vernetztes System von kommerziellen und nicht kommerziellen Anbietern und Materialien.“

Innovative und vielseitige Gastredner für Events:

Ranga Yogeshwar

Wissenschaftsjournalist und Moderator

Morell Westermann

Zukunftsforscher, Ingenieur und Pilot

Christoph Keese

Chief Executive Officer der hy – the Axel Springer Consulting Group

Klemens Skibicki

Unternehmer, Autor Unternehmensberater

Thomas Ramge

Technologie-Korrespondent für „brand eins“, Autor, Journalist

Quellen:

www.hr-inforadio.dewww.tagesschau.de/inland/digitalisierung-schule-105.html und

www.tagesschau.de/inland/digitalisierung-schulen-interview-101.html