Studie des ISI: Große Mobilitätswende bleibt aus

Das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung (ISI) in Karlsruhe hat am Donnerstag eine neue Studie veröffentlicht aus der hervorgeht, dass die große Mobilitätsrevolution nach der Corona-Krise aus bleibt. Die Studie ging der Frage nach ob die „Corona-Pandemie die Individualmobilität der Deutschen dauerhaft oder nur punktuell veränderte“.

Aufgrund der Pandemie waren viele Menschen plötzlich dazu gezwungen, ihr Mobilitätsverhalten zu drosseln, zu ändern oder auch auf Alternativen ausweichen. Viele verlagerten ihre Arbeit in die eigenen vier Wände, andere pendelten zwar weiterhin zu ihren Arbeitsstätten, wollten aber aufgrund möglicher Ansteckungsrisiken die öffentlichen Verkehrsmittel meiden. Viele verzichteten auch auf Urlaubsreisen in Ausland und auch touristische Übernachtungen im eigenen Land wurden mitunter unmöglich.

Das ISI fragte sich: Sind die Deutschen „dauerhaft auf nachhaltigere Verkehrsmittel umgestiegen oder planen sie, wieder zu alten Verhaltensmustern zurückzukehren?“ Im August 2020 sowie im April 2021 wurden deutsche Bürgerinnen und Bürger befragt inwieweit sie ihre Wegezwecke (z. B. Dienstreisen, Freizeitwege etc.) und die Wahl der Verkehrsmittel nach den Corona-Beschränkungen ändern würden. Das ISI legte einen Fokus auf Großstädte, da dort mit vielen neuen Verkehrsmitteln besonders viele Alternativen angeboten werden und zum anderen ein besonders hohes Potenzial für den Klimaschutz durch eine Umstellung der Mobilität besteht.

Die Befragungen zeigten, dass die große Mobilitätsrevolution ausgeblieben ist. Bereits bei der ersten Befragung im August 2020 gaben mit 70 Prozent die meisten Befragten an, dass sie bei ihrer arbeitsbezogenen Mobilität, zu der die Fahrten zur Arbeit als auch Dienstreisen zählen, keine Veränderung erwarten. „Dieser Anteil blieb auch für 2021 konstant“, schreibt das ISI.

Einen gegenteiligen Trend gibt es bei den freizeitbezogenen Wegen. Im Jahr 2020 gingen viele Befragte noch davon aus, dass sich ihre individuelle Mobilität – beispielsweise in Form von Urlauben – verringern würde. Schon wenige Monate später veränderte sich dies: „Die Mehrheit der Befragten geht nun von einem starken Anstieg aus.“ Im Vergleich zum August 2020 wollen auch wieder mehr Deutsche ins Flugzeug steigen. Immerhin 18 Prozent der befragten Bürgerinnen und Bürger gaben 2021 an, mehr Wege zu Fuß zurückzulegen und mit dem Rad zu fahren.

Auch wenn die Befragten feststellten, dass Mobilität ein wichtiger Bestandteil ihres Lebens ist, hat ein Teil der Befragten angegeben, dass sie nach der Pandemie insgesamt weniger mobil sein wollen als bisher. Dies ist laut ISI-Auswertung auf „die effizientere Bündelung verschiedener Wege, Homeoffice und die stärkere Nutzung von Naherholungsmöglichkeiten“ zurückzuführen. „Im April 2021 stehen den knapp 12 Prozent der Befragten, die in Zukunft weniger mobil sein möchten, 38 Prozent an Befragten in Großstädten gegenüber, die nun stärker mobil sein möchten als vorher.“

Nach Aussage von Dr. Johannes Schuler, der am Fraunhofer ISI im Competence Center Nachhaltigkeit und Infrastruktursysteme unter anderem zu Mobilitätsfragen forscht, ist dies kein gutes Zeichen für die Mobilitätswende. „Bestand kurz nach Beginn der Krise noch vielerorts die Hoffnung, dass Corona unsere Mobilität in Deutschland grundlegend verändern könnte, so zeigen unsere Ergebnisse, dass diese Erwartungen vielleicht doch zu optimistisch waren“, erklärt Schuler. Seiner Ansicht nach wird es „weiter strenge Push-out-Maßnahmen brauchen, um die Mobilität in Großstädten zu verändern.“

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Daniel Dettling

Gründer der Denkfabrik „Institut für Zukunftspolitik“

Kristina zur Mühlen

Moderatorin, TV- Journalistin & Keynote-Speakerin

Max Thinius

Europas führender Futurologe und Zukunftsgestalter

Timo Leukefeld

Energie- und Zukunftsexperte – Unternehmer & Autor

Quelle: www.isi.fraunhofer.de